Grab des unbekannten Soldaten

11. November 1918: Waffenstillstand in Belgien

 

Quelle: BRF

 

Von Beginn des Krieges 1914 an konzentrierten sich viele blutige Schlachten im westflämischen Grenzgebiet zu Frankreich und viele größere Städte hatten zudem unter den deutschen Besatzern zu leiden.

Die kleine belgische Armee schlug sich wacker an der Seite der Alliierten, musste jedoch zeitweise hohe Verluste hinnehmen.

Noch heute werden auf den ehemaligen Schlachtfeldern des "Großen Krieges" Granaten, Bomben oder andere Blindgänger gefunden.

Hier fanden 1915 auch die ersten Einsätze von Giftgas in der Geschichte des Krieges statt.

Am 4. August 1914 um 9 Uhr überschreiten deutsche Truppen die Ostgrenze des neutralen Belgien.

Die Empörung über den Überfall der Deutschen ist groß und das noch junge Königreich wird von einer Welle des Patriotismus erfasst.

Doch schnell werden Belgien und seine Armee von der Kriegswirklichkeit eingeholt. Die Armee ist der deutschen Kriegsmaschinerie nicht gewachsen.

Anderthalb Millionen Bürger fliehen vor der Kriegsgewalt und dem deutschen Terror. Exekutionen, Plünderungen und Brandstiftung sind an der Tagesordnung.

Viele Belgier emigrieren nach Frankreich, Großbritannien und in die Niederlande.

Die deutsche Offensive gerät Mitte November 1914 ins Stocken.

Die belgische Armee unter Leitung von König Albert I. kann hinter der Ijzer ihre Stellungen behaupten, indem sie die Flachlandebenen dahinter teilweise überflutet. Französische und britische Truppen helfen bei der Verteidigung der langen Frontlinie. Der Bewegungskrieg wird jedoch zum vier Jahre andauernden Stellungskampf in den Laufgräben.

Die belgische Regierung bezieht hinter der Front im französischen Sainte-Adresse bei Le Havre ihren Sitz, während König Albert I. und sein Generalstab im belgischen Küstenort De Panne verbleiben.

Zur Verteidigung des Vaterlandes kommt das Kabinett der belgischen Regierung zu dem Schluss, den politischen Streit zu begraben.

Das katholische Vorkriegskabinett bildet durch die Aufnahme eines sozialistischen und zweier liberaler Minister aus der Opposition eine Regierung der nationalen Einheit.

Im besetzten Teil des Landes führen die Deutschen ein hartes Regime. Sie fordern alles ein, was sie und ihr Land brauchen können: Industrieanlagen, Transportmittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse und die Rohstoffe des Landes, Metall und Eisen und Brennstoffe wie Holz und Kohlen.

Ganz nebenbei werden auch über 100.000 Zivilisten aus Belgien in deutsche Arbeitslager deportiert. Die Plünderungen führen zu Mangelerscheinungen, Hunger und Krankheiten, eine medizinische Versorgung der Bevölkerung gibt es nicht mehr.

Ein nationales Hilfs- und Ernährungskomitee unter der Leitung führender Industrieller lindert durch eine improvisierte Organisation der Versorgung die größte Not der Menschen.

Eine kleine, radikale Gruppe flämischer Nationalisten arbeitet mit den Besatzern zusammen. Diese so genannten Aktivisten setzen sich für ein einsprachiges, von Belgien unabhängiges Flandern ein. Zur Erreichung dieses Ziels rechnen sie auf die Deutschen.

An der Front lauten die Forderungen der flämischen Nationalisten ganz anders. Dort lehnen sich einige Tausend einfache belgische Soldaten aus Flandern gegen die oft sinnlosen und sprachlich unverständlichen Befehle des französischsprachigen Offizierskorps auf. Die Armeeführung und der König schenken ihnen kein Gehör und dadurch kommt es zu hohen Verlusten bei der Truppe. Die flämische Bewegung radikalisiert sich dadurch und fordert die Selbstverwaltung für Flandern.

Als am 11. November 1918 endlich die Waffen schweigen und Deutschland kapituliert, steht Belgien vor der ungemein schweren Aufgabe, das in weiten Teilen verwüstete Land wieder aufzubauen. Durch die Annektierung eines kleinen Stücks von Deutschland an der Ostgrenze über den Versailler Vertrag kommen die deutschsprachigen Kantone Eupen, Malmedy und Sankt Vith unter die belgische Fahne. Dadurch erlangen 60.000 Deutsche die belgische Staatsbürgerschaft.

An jedem 11. November gedenken die Belgier des Endes des Ersten Weltkriegs. Auf fast jedem belgischen Friedhof, auf dem auch Soldatengräber zu finden sind, werden dazu Feiern abgehalten.

Die größte Gedenkfeier findet am Grab des Unbekannten Soldaten in Brüssel statt. Traditionell kommen Veteranenverbände, Vertreter von Belgiens Königshaus und der belgischen Bundesregierung an der Kongresssäule zusammen, um den Toten des Ersten Weltkriegs ihren Respekt zu zollen.

Das Grab des unbekannten Soldaten wurde am 11. November 1922 am Fuße der Kongresssäule errichtet. Dazu wurden dort die Gebeine eines unbekannten Soldaten, der an der Ijzer in Westflandern sein Leben verlor, begraben.