Ehemalige Ordensburg Vogelsang

 

NS-Ordensburg Vogelsang

Quelle: Wikipedia

  

Die NS-Ordensburg Vogelsang ist ein von den Nationalsozialisten errichteter Gebäudekomplex oberhalb der Urfttalsperre.

Die Anlage diente der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den Nachwuchs ihrer Führungskader.

 

Der unter Denkmalschutz stehende Teil der Bauwerke umfasst eine Bruttogeschossfläche von mehr als 50.000 Quadratmeter und gilt nach den Parteitagsbauten in Nürnberg mit fast 100 ha bebauter Fläche als die größte bauliche Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus in Deutschland.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Komplex von britischen, ab 1950 bis Ende 2005 von belgischen Militärstreitkräften genutzt, die unter dem Namen „Camp Vogelsang“ dort eine Kaserne und im umliegenden Gelände einen Truppenübungsplatz einrichteten.

 

Am 1. Januar 2006 wurde die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht,

 

Geschichte

1933 forderte Adolf Hitler im Rahmen einer Rede bei Berlin den Bau von neuen Schulen für den „Führernachwuchs“ der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Mit dem Bau wurde der sogenannte „Reichsorganisationsleiter“ Robert Ley betraut.

 

Ley gab den Bau dreier „Schulungslager“ (NSDAP-Ordensburgen) in Auftrag:

in Crössinsee (Pommern), in Sonthofen (Allgäu) und Vogelsang in der Eifel.

 

Finanziert wurde der Bau aus Geldern der enteigneten Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.

Am 16. März 1934 erfolgte der erste Spatenstich zum „Reichsschulungslager Vogelsang“. Die Bezeichnung NS-Ordensburg für die drei Bauwerke wurde erst ab 1935 üblich.

 

Die Burg Vogelsang wurde im ersten Bauabschnitt von bis zu 1.500 Arbeitern innerhalb von nur zwei Jahren errichtet.

Zusätzlich zu den auf Vogelsang errichteten Bauwerken waren noch weitaus größere Bauten geplant.

Unter anderem sollte ein gigantisches „Haus des Wissens“ als Bibliothek entstehen, das die vorhandenen Gebäude schon alleine mit seiner Grundfläche von 100 m × 300 m buchstäblich in den Schatten gestellt hätte.

Darüber hinaus war ein „Kraft durch Freude-Hotel“ mit 2.000 Betten geplant.

Auf Vogelsang sollten zudem die größten Sportstätten Europas entstehen.

Die teilweise bereits begonnenen Bauarbeiten wurden bei Kriegsbeginn eingestellt.

 

Folgende Bauwerke wurden geplant und teilweise auch ausgeführt:  

 

Der Eingangsbereich mit Tor und zwei Türmen (größtenteils fertiggestellt),

Das Haus des Wissens (nur Sockelmauern fertiggestellt)

 

Das Gemeinschaftshaus mit Adlerhof, Turm, Ost- und Westflügel

(fertiggestellt, teilweise kriegszerstört)  

 

Die Burgschänke (fertiggestellt),  

 

Zehn Kameradschaftshäuser für jeweils 50 Zöglinge (fertiggestellt, teilweise kriegszerstört),  

 

Vier Hundertschaftshäuser für jeweils 100 Zöglinge (fertiggestellt),  

 

Der Thingplatz als Veranstaltungsbühne (fertiggestellt),  

 

Sportanlagen mit Tribüne, Turn- und Schwimmhalle (fertiggestellt),  

 

Das Feuermal "Fackelträger" (fertiggestellt),  

 

Das Haus der weiblichen Angestellten (fertiggestellt).  

 

Dorf Vogelsang auf der anderen Talseite, als Unterkunft für die Bediensteten und deren Familien (teilweise Rohbauten)

 

Während die Holzplastik „Der deutsche Mensch“ 1945 verschwunden ist, sind die beiden anderen Plastiken – teilweise beschädigt – bis heute erhalten.

 

Der Fackelträger am Thing-Platz (auch Sonnwendplatz genannt) ist eine 5 m hohe, martialisch-muskulöse Gestalt des nach der NS-Ideologie zu züchtenden arischen "Herrenmenschen".

Die Inschrift auf der Reliefplatte lautet: "Ihr seid die Fackelträger der Nation. Ihr tragt das Licht des Geistes voran im Kampfe für Adolf Hitler".

Das Sportlerrelief (1938) aus roter Lava an der Stirnwand der Ehrentribühne ist stark verwittert und weist darüber hinaus Schäden durch Einschusslöcher auf.

 

Nach einem Besuch Adolf Hitlers im Jahre 1937 wurde das Eingangstor mit Dorischen Säulen ohne irgendeine statische Funktion ergänzt.

Berichten zufolge ging die Initiative dazu von Hitler selbst aus.

 

NS-Schulungsburg ab 1936

Am 24. April 1936 wurden die drei Ordensburgen in einem Festakt an

Adolf Hitler übergeben.

Wenig später rückten die ersten 500 NS-Junker auf Vogelsang ein.

Die Lehrgangsteilnehmer kamen aus ganz Deutschland.

Sie waren auf Vorschlag der Gauleitungen von Robert Ley handverlesen ausgewählt worden.

Die meisten waren Mitte zwanzig. Voraussetzung waren erste „Bewährung“ in der Parteiarbeit, völlige körperliche Gesundheit, Arbeits- und Militärdienst sowie ein Abstammungsnachweis.

 

Weiterhin mussten die Bewerber auf Anordnung von Robert Ley verheiratet sein, dagegen interessierten ihre schulischen Leistungen überhaupt nicht.

 

Den Bewerbern war bei ihrem Eintritt versprochen worden, dass sie nach Abschluss der Ausbildung jedes Regierungs- und Verwaltungsamt in Deutschland bekleiden könnten.

 

Der Stundenplan sah vor: 6:00 Uhr Frühsport, 7:00 Uhr Fahnenappell, 8:00 bis 10:00 Uhr Arbeitsgemeinschaften, 10:00 bis 12:00 Uhr Vortrag im großen Hörsaal durch Gast- oder Hauptlehrer, nachmittags Sport, 17:00 bis 18:30 Uhr Arbeitsgemeinschaften, 22 Uhr Zapfenstreich. In den Hauptvorlesungen zu den Themen „NS-Rassenkunde“ und „Geo-Politik“ wurden die „Junker“ mit aggressiven außenpolitischen und rassistischen Thesen indoktriniert.

Daneben gab es intensive sportliche Schulung, der Schwerpunkt dieser Ausbildung lag bei der Ordensburg Vogelsang auf dem Reitsport.

 

Die Lehrgänge auf den „NS-Ordensburgen“ sahen auch eine Pilotenausbildung vor.

Zu diesem Zweck wurden Flugplätze an allen drei Burgen gebaut.

Der Vogelsanger Flugplatz entstand in der Nähe des Walberhofes, nahe der Ortschaft Schleiden-Morsbach.

Nach der Eröffnung des Schulbetriebs nutzte die politische Prominenz des Dritten Reichs Vogelsang auch als Repräsentationsort.

Adolf Hitler sowie weitere führende Mitglieder des NS-Staates besuchten mehrfach die Ordensburg.

Auf Wunsch der NS-Parteileitung in Berlin wurde die Ordensburg Vogelsang von insgesamt 16 Bunkern des Westwalles gesichert, deren Reste noch heute erkennbar sind und am 1. Dezember 2006 unter Denkmalschutz gestellt wurden.

 

Nutzung durch die Wehrmacht ab 1939

Beim Kriegsausbruch im September 1939 wurden die Junker entlassen, die Burg Vogelsang wurde der Wehrmacht übergeben.

Diese nutzte die Bauwerke zweimal als Truppenquartier:

Einmal beim Westfeldzug 1940, danach im Rahmen der Ardennenoffensive im Dezember 1944.

 

Zwischenzeitlich waren auf Vogelsang mehrere Klassen sogenannter  

Adolf-Hitler-Schulen untergebracht.

1944 bestand dort ein Wehrertüchtigungslager, in dem 15 bis 16 Jahre alte Jugendliche aus der Hitler-Jugend militärisch ausgebildet wurden.

Durch alliierte Luftangriffe wurden einige Gebäude zerstört, darunter der Ostflügel und die Turnhalle.

 

Zwecknutzung für Truppenübungsplatz seit 1946

 

Auf der Ordensburg Vogelsang selbst wurden von der belgischen Militärverwaltung behutsame Rekonstruktionen der kriegszerstörten Bausubstanz vorgenommen sowie die vorhandenen, aber zunächst nicht nutzbaren Rohbauten einer sinnvollen Nutzung zugeführt.

So verwendete man die bereits fertiggestellten Sockelmauern des Hauses des Wissens als Außenmauer für die Kaserne „Van Dooren“ und das benachbarte Fundament eines Hörsaales für den Neubau eines Kinos.

Beseitigt wurden nur die Hoheitsabzeichen des Dritten Reiches, im Wesentlichen Hakenkreuze.

Geländeplan Vogelsang.pdf
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